Biotopwanderung mit Jagdpächter Andi Lehmann

Unterhalb des Herborner Freibades befindet sich eines der letzten verbliebenen, größeren Biotope der Kernstadt. Jagdpächter Andi Lehmann hat der GRÜNEN-Fraktion bei einem kurzen Spaziergang Einblicke in die heimische Flora und Fauna gewährt.

Mehrere Grünlandstücke sind hier “wie früher” durch Hecken und Feldgehölze getrennt und werden seit Jahren schonend durch spätes Mähen bzw. Abgrasung einer Wanderschäferei beweidet. Im Bereich zwischen dem ehemaligen Obst- und Gartenbauverein und der Polizei befindet sich eine große ungedüngte Mähwiese und an deren oberen Rand der Ansatz eines für unsere heimische Region typischen und besonders schützenswerten, artenreichen Magerrasens. Im unteren Bereich des Areals, unter dem Freibad, fließt ein kleiner Bach durch die Heckengehölze und verläuft sich in Richtung Bundesstraße zu einem breiten Feuchtgebiet, das auch in Trockenzeiten kühles Nass für viele Arten bietet.

Das Areal stellt insgesamt eine Grünbrücke und damit einen ökologischen Trittstein zwischen dem Rehberg und dem Johannisberg dar, mehrere stark belaufene Wild-Fernwechsel verlaufen hier. Im Bereich des Johannisberges ist unter anderem die Wildkatze ansässig. Auch zu dem größeren Vorkommen dieser Spezies in der Hörre stellt das Gelände unter dem Schwimmbad einen Teil des Wanderkorridors dar.

In dem lange hoch aufwachsendem Gras der Flächen werden jedes Jahr eine gute Handvoll Rehkitze und noch einmal soviele Feldhasen aufgezogen. Unzählige Vogelarten sind insbesondere in den schilfbewachsenen Feuchtteilen ebenso zu beobachten wie Amphibien. Eine bunte Palette aus Nagetieren, Marderartigen und Füchsen runden das kleine Paradies am Stadtrand ab.

Jagdpächter des Reviers Herborn I, Andi Lehmann, ist u. a. staatlich geprüfter Jagdaufseher und engagiert sich im lokalen Kreisjagdverband als Leiter einer Jungwildrettungsgruppe in der Kitzrettung mit Wärmebilddrohnen. Die nebenberufliche Ausübung des Jagdhandwerks ist für ihn gelebter Tier-, Natur- und Artenschutz, außerdem sieht er in der Ernährung mit Wildfleisch eine besonders nachhaltige und wertvolle Alternative.

Für die Fläche im Bereich unter dem Freibad wünscht Andi Lehmann sich einen dauerhaften Schutzstatus, z. B. durch eine Ausweisung als Biotop im Portfolio der Naturlandstiftung Lahn-Dill. Hierzu sollen weitere Gespräche stattfinden. Hinsichtlich in Kürze geplanter Baumaßnahmen am Freibad rät der jagende Naturschützer zu einem rücksichtsvollen Umgang mit der wertvollen Fläche.