„Hoffentlich können wir das einmal zurückgeben.“
NEUJAHRSEMPFANG Herborns Grüne haben zwei Flüchtlinge zu Gast
HERBORN „Hoffentlich können wir Ihnen das einmal zurückgeben, was Sie uns gegeben haben“ – mit diesen Worten hat sich Siawasch Habib Sada beim Neujahrsempfang der Herborner Grünen für die Hilfe für Flüchtlinge bedankt.
Herborns Grünen-Sprecherin Dorothea Garotti freute sich, neben Parteifreunden – wie den Kreisvorsitzenden Martin Krohn – in der Aula der Hohen Schule auch zahlreiche Vertreter anderer Parteien begrüßen zu dürfen. Vize-Landrat Heinz Schreiber (Grüne) bedankte für die Unterstützung in der Flüchtlingsarbeit beim Aufbau und Betrieb der Erstaufnahmeeinrichtung im Herborner Hinterthal. Bauhofmitarbeiter, Freiwillige Feuerwehren, Rotes Kreuz und viele Vereine hätten dort Großartiges geleistet.
Schreiber: Fünftel sind „Fischerei-Migranten“
Nach Schreibers Einschätzung seien mindestens ein Fünftel der Flüchtlinge aus Nordafrika sogenannte „Fischerei-Migranten“. Diese Meinung teilen verschiedene Nichtregierungsorganisationen. Schreiber wies damit auf die Überfischung der Gewässer vor Afrikas Küsten durch große Fangschiffe aus westlichen Staaten hin.
Thea Garotti nannte die Flüchtlingsbewegungen eins von zwei Themen, welches nicht nur Europa, Deutschland sondern auch die Stadt Herborn derzeit stark bewege: „2015 wird als das Jahr in die Geschichte eingehen, in dem das von Deutschland geführte Europa endlich ein freundliches Gesicht gezeigt hat“, sagte sie. „Wenn wir nicht aufpassen und Ereignisse wie die in Köln differenziert betrachten, kann dieses freundliche Gesicht schnell zu einer Grimasse werden. Viele Bürger und Institutionen der Stadt haben sich angesichts der zunehmenden Zahl der Flüchtlinge, die dauerhaft in Herborn bleiben werden, spontan zusammengeschlossen und gezeigt, dass sie es ernst mit der Willkommenskultur meinen.“
Garotti räumte ein, dass für viele der ankommenden Menschen aus fernen Ländern die gesellschaftlichen und staatlichen Regeln in Deutschland fremd seien. Diese dürfe man jedoch nicht in Frage stellen lassen, da sie es seien, die unsere Gesellschaft tragen.
Es werde viel über Flüchtlinge, aber nicht mit ihnen geredet, sagte Garotti. Um diesem Manko zu begegnen, hatten die Grünen den 26-jährigen Siawasch Habib Sada aus Südrussland und den ein Jahr älteren Syrer Mohammad Nassai ein geladen – auch wenn diese beiden jungen Männer nicht unbedingt das Bild der meisten Flüchtlinge verkörpern: Beide sind studierte Ärzte, sprechen sehr gut Deutsch und sind bereits seit zwei Jahren in der Bundesrepublik.
Sada wartet auf seine Zulassung als Arzt in Deutschland und arbeitet als ehrenamtlicher Helfer im Herborner Erstaufnahmelager. Er bedankte sich für die sehr freundliche Aufnahme in seinem Gastgeberland und sagte die eingangs erwähnten Worte.
Der Herborner Berufsfotograf Silas Koch zeigte per Beamer viele Bilder, die er während eines Besuchs in einem palästinensischen Flüchtlingslager geschossen hatte. Ein „grüner“ Imbiss rundete die Veranstaltung ab. (sig/s)