Was kann man gegen die Steinwüsten tun?

Herborner Grüne möchten prüfen lassen, wie eine weitere Versiegelung von Vorgärten verhindert werden kann

Von Christian Hoge

HERBORN. In immer mehr Vorgärten bestimmen Steine, Schotter oder Kies das Bild. In Herborn ist das vor allem den Grünen ein Dorn im Auge. Die Fraktion will prüfen lassen, wie eine weitere Versiegelung von Vorgärten verhindert werden kann. Der Vorschlag sorgte am Dienstagabend im Umweltausschuss für Zustimmung, aber auch für Skepsis und Kritik.

„Solche Steinwüsten schießen wie Pilze aus dem Boden. Dort wächst nichts mehr, das ist nicht mehr wasserdurchlässig, dort gibt es keine Tiere mehr“, sagte Thea Garotti (Grüne) und schob hinterher: „Ökologisch ist das vollkommen daneben.“

Der Vorschlag der Grünen: Die Verwaltung soll prüfen, wie die Versiegelung von Vorgärten verhindert und stattdessen eine naturnahe Gestaltung vorgeschrieben oder mit Anreizsystemen begünstigt werden könne. Ins Spiel bringt die Fraktion etwa eine Gestaltungssatzung oder entsprechende Vorgaben in neuen Bebauungsplänen.

Vegetationsreiche Vorgärten, so argumentieren die Grünen, trügen zu einem besseren Stadtklima bei. Das sei in Zeiten des Klimawandels von immer größerer Bedeutung. Auch für den Erhalt der Artenvielfalt hätten grüne Vorgärten einen hohen Stellenwert, da sie unter anderem Insekten und Vögeln eine Zuflucht böten. Außerdem würden die Bereiche teilweise für die Anlage zusätzlicher Stellplätze zweckentfremdet und versiegelt.

Der Grünen-Antrag rief im Umweltausschuss nicht nur Zustimmung hervor. Timo Dietermann (CDU) sagte: „Mit Sicherheit sind in letzter Zeit einige Steingärten dazugekommen. Oft ist es aber die alte Dame, die sich überlegt, so etwas anzulegen. Manche Leute schaffen es auch einfach nicht mehr, den Garten in Schuss zu halten.“

Für Großstädte sei der Ansatz vielleicht denkbar – in Herborn, so der Christdemokrat, sehe er aber keine Notwendigkeit. Und: „Ich stelle mir auch die Frage der Kontrollierbarkeit und Sanktionierbarkeit.“

Erster Stadtrat Claus Krimmel (CDU), der an diesem Abend Bürgermeisterin Katja Gronau (parteilos) vertrat, fragte: „Wie will man das handhaben?“ Er befürchte, dass sich künftig jeder, der einen neuen Vorgarten brauche, an die Stadt wende und sage: „Ich baue jetzt einen Schottergarten. Wenn Ihr das nicht wollt: Welche Zuschüsse bekomme ich?“

Thomas Fischer (SPD) warf ein: „Wörter wie Sanktionen oder Subventionen möchte ich eigentlich gar nicht in den Mund nehmen.“ Auflagen seien hierbei aus seiner Sicht der falsche Weg. Es sei sinnvoll, „an die Vernunft der Leute zu appellieren, auf Grünes und die Natur zu setzen. Aber das finde ich schwierig.“

Der Antrag habe seine Berechtigung, merkte Frank Deworetzki (Sozialgruppe Herborn) an – umsetzbar sei das aus seiner Sicht allerdings nur für neue Flächen. Und: „Man könnte die Leute beraten, wie sie Alternativen schaffen können, die leicht zu pflegen sind.“ Auch Kerstin Ziegler (FWG) betonte, es sei zu diesem Thema „ganz viel Aufklärung“ nötig.

Sabrina Franz (SPD) erinnerte daran, dass es sich zunächst einmal nur um einen Prüfantrag handele, den sie unterstütze. Bevor die Verwaltung keine Vorschläge auf den Tisch gelegt habe, diskutiere der Ausschuss aus ihrer Sicht „noch etwas im luftleeren Raum“.

Das soll sich aber bald ändern: Bis zu einer der nächsten Sitzungen des Umweltausschusses will die Verwaltung Informationen zu dem Thema sammeln. Einen Vorgeschmack, wie weit die Meinungen zu dem Thema auseinandergehen können, bot aber schon der Dienstag.